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Katzen füttern – eine kurze Anleitung

von Sabine Müller

Ernährt man eine Katze ausschließlich mit industriell hergestelltem Fertigfutter, dann ist das so, als würden wir uns nur von Fertiggerichten ernähren. Das ist zwar möglich und man wird auch nicht unmittelbar krank, aber wirklich gesund ist es nicht. So wie wir uns mit abwechslungsreicher und frischer Ernährung wohler fühlen und vitaler sind, profitiert auch eine Katze von artgerechter frischer Nahrung. Und frisches Fleisch zu fressen ist für die Katze nicht nur gesund, sondern auch ein sinnliches Vergnügen.

Katzen nur mit Trockenfutter zu füttern, ist die schlechteste aller Ernährungsweisen. Die zweitschlechteste ist Nassfutter aus der Dose. Bei Dosenfutter gibt es allerdings deutliche Qualitätsunterschiede. Je nach Zusammensetzung ist es besser oder schlechter für die Gesundheit der Katze. Besser ist Dosenfutter, das zu 100% aus möglichst hochwertigem Fleisch besteht, schlechter ist Dosenfutter, das Getreide, Zucker, pflanzliche Nebenerzeugnisse und künstliche Zusatzstoffe enthält.
Am besten ist es jedoch, man füttert so oft wie möglich frische Lebensmittel.

Eine Katze muss nicht ständig Futter zur Verfügung haben. Sie ist aber, anders als der Hund, daran gewöhnt, mehrmals täglich kleine Portionen zu fressen. So, als hätte sie mehrmals am Tag Mäuse gefangen. Eine erwachsene Katze benötigt deshalb mindestens 2-3x täglich Futter, heranwachsende Katzen müssen über den Tag verteilt 5x gefüttert werden.

Die Tagesmenge Frischfutter hängt von der Größe der Katze, dem Alter, der körperlichen Aktivität und dem individuellen Stoffwechsel ab und kann zwischen 150 und 500 Gramm am Tag liegen. Für viele freilaufende Katzen sind 300-400 Gramm pro Tag passend. Reinen
Wohnungskatzen reichen oft auch 200-300 Gramm pro Tag.


Frischfütterung

Alle Lebensmittel tierischen Ursprungs sind für Katzen geeignet. Eine Ausnahme ist rohes Schweinefleisch. Es kann Träger eines für Katzen tödlichen Virus sein, der auch in einigen europäischen Ländern vorkommt. Da die Herkunft von Fleisch nicht immer sicher nachvollzogen werden kann, sollte Schweinefleisch nur gut durchgegart verfüttert werden. Zweite Ausnahme bei der Frischfütterung sind gekochte Knochen, z.B. in gekochten oder gebratenen Hähnchenflügeln. Gekochte Knochen splittern und könnten die Katze verletzen.

Milch in kleinen Mengen wird von vielen Katzen trotz anders lautender Gerüchte gut vertragen. Manche Katzen bekommen von Milch Durchfall, deshalb sollte man zunächst einen Teelöffel Milch mit einem Teelöffel Wasser mischen und sehen, ob die Katze diese Mischung verträgt. Dann kann man Milch füttern

Nicht jede Katze mag alles, die eine verweigert Leber, die andere Lamm. Probieren Sie aus, welche der folgenden Lebensmittel Ihre Katze gerne frisst:

Milch (höchstens 2-3 Esslöffel pro Tag)

Fleisch (alles roh)

– Rindfleisch (z.B. Gulasch, Rinderherz, Rinderleber)

– Geflügelfleisch (z.B. Geflügelherzen, Geflügelmägen, Geflügelleber, Hähnchenflügel)

– Lamm, Wild

Fisch (roh)

Eigelb (roh)

Joghurt, Quark, Käse (kleine Mengen)


Zusätze

Allen Katzen sollte frisches Gras zur Verfügung stehen. Manche Katzen mögen gelegentlich ein paar Körnchen Salz zu ihrem Futter.

Katzen, die ausschließlich frisch gefüttert werden und keine Knochen fressen, z.B. in rohen Hähnchenflügeln oder selbstgefangene Beutetieren, benötigen zusätzlich Calcium. Geben Sie in diesem Fall ein wenig gemahlene Eierschalen von rohen Eiern über das Futter. Sie können beispielsweise beim Spiegeleierbraten die Schalen der Eier aufbewahren, sie trocknen lassen, eine saubere Pfeffermühle zweckentfremden und mit den zerbrochenen Schalen füllen. So können Sie 2-3x wöchentlich eine Prise fein gemahlenes Calcium auf das Katzenfutter streuen.


Weitere praktische Tipps

Katzen sind keine Aasfresser. Anders als Hunde fressen Katzen nur einwandfreies, frisches Fleisch, welches ebenso gut für den menschlichen Verzehr geeignet wäre.
Sie sollten also immer nur ein bis zwei Tagesportionen im Kühlschrank vorrätig haben. Praktisch ist es, größere Mengen Fleisch einzukaufen, in maulgerechte Stücke vorzuschneiden und zu portionieren. Füllen Sie Portionen, die für 1-2 Tage reichen, in Gefrierbeutel, frieren Sie sie ein und tauen sie das Fleisch nach Bedarf auf.

Fleisch für gesunde Katzen sollte etwa in der Größe von Gulaschwürfeln portioniert werden. Für Katzen mit Zahnproblemen und ältere Katzen muss das Fleisch kleiner geteilt werden. Vierteln Sie den Gulaschwürfel. Diese Portionsgröße kann von den meisten Katzen auch abgeschluckt werden. Wenn Sie beobachten, dass Ihre Katze beim Versuch abzuschlucken Fleischstücke wieder hervorwürgt, sind sie noch zu groß.

Das Fleisch sollte nicht im geschlossenen Beutel aufgetaut und nicht in geschlossenen Behältern im Kühlschrank aufbewahrt werden, sondern offen liegen. Auf diese Weise hält es sich länger. Füllen Sie das frische oder tief gefrorene Fleisch in eine Schüssel oder einen tiefen Teller, damit es Luftkontakt hat. Unter Luftabschluss wird die Fleischoberfläche schnell schleimig und das Fleisch wird dann von der Katze abgelehnt. Schon leicht angetrocknetes Fleisch wird dagegen von den meisten Katzen noch gerne genommen.

Frischfutter sollte in Zimmertemperatur verfüttert werden. Wenn Sie eine Portion direkt aus dem Kühlschrank nehmen, legen Sie das Fleisch für 20-30 Sekunden in heißes Wasser, lassen es kurz abtropfen und verfüttern es dann.

Wenn Sie tagsüber außer Haus sind, können Sie Ihrer Katze eine dritte oder vierte Mahlzeit in einem Futterautomaten anbieten. Es gibt im Handel einfache und günstige batteriebetriebene Futterautomaten für eine oder zwei Portionen.


Mäkelige Katzen

Es ist ratsam, junge Katzen so abwechslungsreich wie möglich zu füttern, um sie mit den verschiedenen Lebensmitteln vertraut zu machen. Mit jahrelanger einseitiger Fütterung zieht man äußerst hartnäckige Nahrungsspezialisten heran, die später nur mit viel Aufwand auf eine andere Fütterung umzustellen sind.

Wenn Sie es mit einer mäkeligen Katze zu tun haben, probieren Sie mit kleinen Portionen, welche Nahrungsmittel Ihre Katze mag. Essen Sie selbst Lebensmittel tierischer Herkunft, dann teilen Sie mit Ihrer Katze. Das bedeutet nicht, dass Sie sie vom Tisch füttern sollen! Auch wenn man Katzen nicht so wie Hunde dressieren kann, so kann man ihnen doch verbieten, auf Tische oder die Küchenanrichte zu springen und sie daran gewöhnen, nur an ihrem Futterplatz zu fressen. Fangen Sie mit einem Stückchen Fisch, ein Stückchen Käse, einen Teelöffel Joghurt an. Kaufen Sie anfangs kleine Portionen. Frieren Sie keine Tagesportionen ein, sondern die Portionen für eine Mahlzeit oder noch weniger, zum Beispiel in einem Eiswürfelbehälter.

Wenn Ihre Katze das roh angebotene Futter nicht mag, versuchen Sie es zuerst mit gekochtem Futter. Mag die Katze beispielsweise Dosenfutter mit Fisch, verweigert aber rohen Fisch, dann können Sie etwas gekochten Fisch mit etwas Dosenfutter vermengen. Mag eine Katze ein Lebensmittel überhaupt nicht, dann leisten Sie besser keinen Widerstand. Hungern lassen strapaziert die Gesundheit der Katze und die Nerven des Besitzers.
Fördern Sie aber auch nicht einseitig die Vorlieben Ihrer Katze. Wie es der Katzenforscher Paul Leyhausen freundlich altmodisch formuliert: „Den Abneigungen, umfassen sie nicht zu vieles, kann man ruhig tolerant gegenüber stehen; ausgesprochenen Vorlieben sollte man nicht zu häufig willfahren.“


Zu dünn oder zu dick?

Ausgewachsene Katzen wiegen zwischen 4 und 8 Kilogramm. Bei einer gut proportionierten Katze ist das Rückgrat beim Streicheln nicht zu fühlen und sie hat muskulös-fleischige Beine. Katzen sind zu dünn, wenn beim Streicheln ein herausstehendes Rückgrat zu fühlen ist, wenn die Flanken eingefallen und die Beine knochig sind.
Erhöhen Sie die Futtermenge, füttern Sie zusätzlich fetteres Fleisch und kleine Mengen Sahne, Butter oder Käse.
Katzen sind zu dick, wenn sie bei gleichzeitig fleischigen Beinen einen dicken Bauch haben. Eine gute Handvoll lockerer „Unterbauch“ ist bei Katzen normal und kommt auch bei Katzen vor, die sonst nicht dick sind.
Reduzieren Sie bei zu dicken Katzen die Futtermenge, füttern Sie mageres Fleisch, füttern sie keine Sahne, keine Butter und keinen Käse. Lassen Sie die Katze aber niemals hungern!

Hat eine Katze einen dicken Bauch bei gleichzeitig dünnen Beinen und herausstehendem Rückgrat, ist das ein Krankheitszeichen und Sie sollten Hilfe bei Ihrem Tierarzt oder Tierheilpraktiker suchen.


Vegetarische und vegane Ernährung

Katzen sind Fleischfresser. Ihr Verdauungstrakt ist auf die Verdauung von Fleisch ebenso spezialisiert, wie der Verdauungstrakt von Kühen und Pferden auf pflanzliche Nahrung spezialisiert ist. Und ebenso, wie man Kühe nicht mit Fleisch ernähren kann, kann man Katzen nicht mit pflanzlicher Nahrung ernähren. Es ist nicht so vorgesehen.
Würde man einer Katze mit Freigang vegane Kost anbieten, so würde sie sich selbst mit dem Nötigsten versorgen oder sich einen anderen Futterplatz suchen. Eine Wohnungskatze vegan zu ernähren, ist nicht artgerecht und Tierquälerei.

Hinter dem Versuch, eine Katze vegetarisch oder vegan zu ernähren, steht der ehrenvolle Wunsch, Tierleben zu schützen. Das ist für einen Katzenhalter nicht in vollem Umfang möglich. Mit der Umstellung auf Frischfutter kann er jedoch selbst bestimmen, welche tierischen Produkte seine Katze bekommt. Er kann Milch, Eier und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung kaufen und Produkte aus tierquälerischer Massentierhaltung meiden, aus denen auch das industrielle Fertigfutter hergestellt wird.

Eine Katze mit Frischfutter zu ernähren, kann teurer sein, als die Ernährung mit Fertigfutter. Die frische Nahrung kostet etwa 40 Euro im Monat pro Katze. Kauft man ausschließlich tierische Produkte aus artgerechter Haltung liegen die Kosten pro Katze bei 60-80 Euro.

Die Mehrkosten gegenüber manchem Fertigfutter sind jedoch eine lohnende Investition in die Gesundheit. Und mit den Mehrkosten bei Frischfutter aus artgerechter Haltung verbessert man auch die Lebensumstände von Nutztieren. Vielleicht tröstet dieser Gedanke beim Portionieren des Bioland-Rinderherzens. Auch für das Katzentrockenfutter haben Tiere ihr Leben lassen müssen – und was für eines?

© Sabine Müller 2011
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